Witz, komm‘ raus!

Es gibt Witze, die sind zeitlos gut. Zum Beispiel der: Kommt ein Mann in die Konditorei und sagt „Ich möchte bitte Rumkugeln“. Der Konditor antwortet: „Gerne, aber bitte draußen vor der Tür.“ Dieser Witz hat eine solide, allen Zeitläuften trotzende Qualität.

Andere Witze / Scherze sind hingegen eher schlecht gealtert. Ein in den 80ger Jahren beliebter Telefonstreich etwa ging so: Man rief bei jemandem an, den man veräppeln wollte und gab sich (mit verstellter Stimme) als Mitarbeiter der Deutschen Post aus. Man erklärte dem Gegenüber, dass man eine technische Überprüfung der Verbindungsqualität durchführen möchte, dazu müsse man jedoch wissen, wie lang das Telefonkabel (also die Verbindung von der Telefonbuchse zum Telefonapparat) sei. Wenn man sein Ansinnen sowohl seriös als auch in beamten-typischem Befehlston vortrug, machte sich das arglose Opfer am anderen Ende der Leitung tatsächlich auf die Suche nach einem Zollstock und begann mit der Vermessung, und nach einigem Geraschel, Geächze und Gestöhne verkündete jenes eilfertig das Mess-Ergebnis, worauf ihm ein lautes „Sie haben aber eine lange Leitung, harhar!“ aus dem Hörer entgegenschallte. Wollte man diesen Schabernack heutzutage veranstalten, müsste man gezielt Menschen jenseits der 20 anrufen. Jüngere würden gar nicht kapieren, was man eigentlich von ihnen will, die können aufgrund des technischen Fortschritts keine sinnvolle Verbindung mehr herstellen zwischen den Gegenständen Telefon und Kabel.

Dann gibt es wiederum Späße, die hinsichtlich ihrer Durchschlagskraft gewissen Schwankungen unterliegen. Nehmen wir als Beispiel das Nudelholz. Für unsere Altvorderen war dieses sehr praktische Küchenutensil seit jeher ein Sinnbild für das Ungemach, das dem Gatten blüht, wenn er die Missgunst der werten Gattin erregt. Witzezeichner und Cartoonisten verwendeten in ihren Werken gerne die mit einem Nudelholz bewaffnete Dame, die schlechtgelaunt ihrem zur Unzeit und mit Schlagseite vom abendlichen Wirtshausbesuch heimkehrenden Gatten hinter der Haustür auflauert. Ich schätze mal, dass vor 10-15 Jahren der Bekanntheitsgrad des Nudelholzes seinen Tiefpunkt hatte. Wenn die Leute etwas Flaches zum Essen haben wollten, holten sie sich bei „Giovanni“ eine Pizza, wenn ihnen der Sinn nach Kuchen oder Torte stand, kaufte man sich was Leckeres von Coppenrath & Wiese. Ein seinerzeit veröffentlichter, evtl. zu allem Überfluss schlampig gezeichneter Nudelholz-Cartoon (beispielhaft siehe unten) hat vermutlich weniger für Schmunzeln als vielmehr für Verwunderung gesorgt („Wieso hat die Frau mit Nachthemd und Lockenwicklern im Haar einen Riesendildo in der Hand?“)

Heuzutage dürfte den meisten Mitbürgern das Nudelholz wieder ein Begriff sein. Dank des Trends zum Do-it-yourself (sprich Die-Ei-Wai) wird das Nudelholz von patenten Hausfrauen aus Freude am Selbermachen und aus Gründen der Nachhaltigkeit wieder regelmäßig zum Platzwalzen von Teig und ähnlichem verwendet. Ganz zur Freunde aller Comic-Zeichner, deren Nudelholz-Cartoons jetzt wieder zünden.

Bleibt noch zu klären, ob es auch Witze gibt, die aufgrund ihres Zuschnitts auf die jüngere Generation bzw. weil sie sich um irgendeinen neumodischen technischen Schnickschnack drehen, von so alten Säcken wie mir nicht verstanden werden. Kennen Sie einen? Dann schreiben Sie mir den doch bitte in die Kommentare.

Das Internet – ein Annäherungsversuch (Teil 3)

[Teil 1] [Teil 2]

Auch in anderen Bereichen des Internets manifestiert sich ein Wandel von einer eher anarchischen, dezentralen zu einer organisierten und zentralisierten Struktur. Nehmen wir z. B. Social Media:

Wenn man seinerzeit der Welt etwas online mitteilen wollte, musste man sich erst mal in mühevollster Kleinarbeit eine Homepage zusammenbasteln. Dafür benötigte man jedoch – auch mit halbwegs benutzerfreundlichen Content-Management-Systemen wie z. B. WordPress – ein gewisses Maß an technischem Geschick. Die Hürden zur eigenen Homepage / dem eigenen Blog wurden z. B. durch Googles Blogplattform „Blogger.com“ und die WordPress-Hosting-Variante „WordPress.com“ zwar niedriger, die potentielle Reichweite solcher Lösungen war allerdings immer recht überschaubar, denn schließlich musste es der Mitteilungswillige nun noch schaffen, Dritte auf den liebevoll gepflegten Blog aufmerksam zu machen. Wenn man sich darüber hinaus zu bestimmten Themen in größerer Runde austauschen wollte, nutzte man damals bevorzugt Internetforen oder Newsgroups. Der Aufwand, z. B. ein privates Forum aufzusetzen und am Laufen zu halten, war beachtlich und sicherlich nervenaufreibend. Ich habe selbst miterlebt, wie ein privat betriebenes Forum und mit ihm tausende von mehr oder weniger wertvollen Diskussionen einem Datenbank-Crash zum Opfer fielen. Und wenn man einfach nur direkten Kontakt mit (alten) Freunden und Bekannten halten wollte, war die E-Mail das Mittel der Wahl oder auch – wenn ’s schnell und spontan sein sollte – Instant Messenger wie etwa ICQ.

Der große Erfolg von Facebook erklärt sich m. E. dadurch, dass es alle oben aufgeführten Bedürfnisse nach Interaktion genauso gut oder sogar besser befriedigt als die bis dato eingesetzten Lösungen. Man schaufelt sich alle Freunde und Bekannten in seine Freundesliste und kann diese dann einerseits mit seinen Postings beglücken und andererseits an deren Erlebnissen teilhaben. Darüber hinaus kann man in Facebook-Gruppen zu bestimmten Themen oder Hobbys mit Gleichgesinnten diskutieren, und der Messenger kann für einen privaten Plausch mit einzelnen Personen genutzt werden. Zusammen mit der mobilen Schwester WhatsApp bietet Facebook also ein Rundum-Sorglos-Social-Media-Paket an. Und das für umsonst. Um sich mit seiner Umwelt auszutauschen, benötigt man also eigentlich keine weiteren Tools. Facebook ist dann quasi ein eigenes soziales Internet im weltweiten Netz, dessen potentielle Reichweite prinzipiell alle dessen Nutzer umfasst. Und das ist sicher auch genau das, was die Facebook-Leute letztlich im Sinn haben.

Die Maxime von Facebook „Vernetze dich und teile“ lässt sich 1:1 auch auf die anderen populären Plattformen übertragen, sei es Youtube, Instagram, Tik-Tok, Twitter und wie sie alle heißen. Wer mindestens einen dieser Dienste und deren Potential nutzt, der ist social-media-mäßig auf dem richtigen Weg. Und die meisten Internetuser nutzen diese großen Angebote auch exklusiv. Und sind wir mal ehrlich: man muss schon ein großer Romantiker bzw. ein Ewig-Gestriger sein, wenn man heutzutage noch ein privates Blog betreibt (hüstel…)!

[Fortsetzung folgt]

Das Internet – ein Annäherungsversuch (Teil 2)

[Teil 1]

Zu Beginn des letzten Jahrzehnts mehrten sich allerdings die Stimmen, die eine sog. Gratis-Mentalität und die „Wir teilen alles“-Haltung vieler Internet-User beklagten. Sven Regeners „Wutrede„, in der er sich v. a. an Googles Geschäftsmodell abarbeitet, stieß 2012 eine Diskussion an, ob es legitim sei, dass Künstler nicht an den Einnahmen, die ihre Werke etwa auf Youtube (das Google gehört) generieren, partizipieren. Ich konnte die Argumente dieser Bedenkenträger gut nachvollziehen. Regener ging es nicht nur um den finanziellen Aspekt sondern auch um die mangelnde Wertschätzung, wenn das mit Mühe und Sorgfalt hergestellte Werk kurz nach der Veröffentlichung im Internet gratis wie Ramschware erhältlich ist. Erwartungsgemäß gab es heftigen Gegenwind für die Verteidiger des Urheberrechts, besonders aus der Ecke der damals sehr populären Piratenpartei.

Dass diese bei ihrem Kampf für ein freies, unabhängiges und natürlich kostenloses Internet von Anfang an auf verlorenem Posten stand, dürfte jedem halbwegs vernunftbegabten Beobachter von Anfang an klar gewesen sein. Denn zum einen waren die Prämissen der Piraten und gleichgesinnter Protagonisten teilweise einfach Humbug (z. B., dass es vom Recht auf Informationsfreiheit gedeckt sei, dass man sich beispielsweise alle Alben von Peter Maffay bei einem für solche Zwecke eingerichteten Musik-Blog für umme herunterlädt), zum anderen ist es in einer Marktwirtschaft nur eine Frage der Zeit, bis in einem Markt, wo einer viel verdient (Google) bzw. Verdienstmöglichkeiten unzureichend ausgeschöpft sind (z. B. Musik-Downloads), Akteure mit neuen Angeboten in Erscheinung treten und versuchen, Profite zu machen. Das gelang im Musik- / Audio-Bereich den verschiedenen Streamingdiensten wie etwa Spotifiy auf eindrucksvolle Weise. Diese Anbieter schaffen es offenbar, die Interessen der Konsumenten und der Künstler unter einen Hut zu bringen, indem Erstere gegen eine relativ geringe Gebühr Zugriff auf Millionen von Titeln haben und Letztere von den Streamingdiensten pro Aufruf eines Titels eine gewisse Vergütung bekommen; diese ist zwar relativ gering, die Tatsache aber, dass mittlerweile selbst „Die Ärzte“ auf Spotifiy vertreten sind, obwohl sich diese lange Zeit über die dort gezahlten „Hungerlöhne“ beklagt hatten, spricht dafür, dass man als Künstler mit einer gewissen Popularität mit den Anbietern offenbar erträgliche Konditionen verhandeln kann. Auch Google hat inzwischen ein Vergütungssystem implementiert, dass zumindest für bereits etablierte Künstler auskömmlich zu sein scheint. Seit 2018 gibt es auf Youtube einen offiziellen Kanal von Herrn Regeners Band „Element Of Crime“. Eine ähnliche Entwicklung gab es in den letzten Jahren auch bei den bewegten Bildern, mit den Anbietern Netflix und Konsorten.

Der Bedarf an akustischer Unterhaltung wird also mittlerweile v. a. durch offizielle, teils kostenpflichtige, teils werbebasierte Angebote gedeckt. Gleichzeitig werden die „inoffiziellen“ Angebote weniger, sicher verstärkt durch verschiedene Abmahn- und Klagewellen und Urteile gegen ertappte illegale Verbreiter und Nutzer urheberrechtlich geschützer Inhalte. Viele junge Leute wissen heute gar nicht mehr, was Rapidshare war oder für was man eine MP3-Tagging-Software benötigt. Bei einem Preis von aktuell 9,90 € pro Monat für ein Spotify-Premium-Abo macht es allerdings wirklich wenig Sinn, alternative, nicht legale Bezugsquellen zu nutzen.

[Fortsetzung folgt]

Das Internet – ein Annäherungsversuch (Teil 1)

Das Internet habe ich in der zweiten Hälfte der neunziger Jahre des vergangenen Jahrtausends kennen- und liebengelernt. Noch bevor ich einen eigenen Computer besaß, verbrachte ich Stunden in den CIP-Pools der Uni und surfte mit leuchtenden Augen (und vermutlich offenem Mund) durch die damals bereits schier unermesslichen Weiten des weltweiten Webs bzw. – um mal eine ganz und gar ausgelutschte Formulierung zu exhumieren – düste mit vollem Karacho auf der sog. Datenautobahn. Meine bevorzugten Ziele waren die Seite des E-Mail-Providers, von der aus ich meine Freunde und Bekannten mit elektronischer Post „beglückte“, Websites und Foren zu damals aktuellen Hobbies, Homepages der bevorzugten Musikgruppen und natürlich jedwede URL, die unterleib-durchblutungsfördernde Inhalte feilbot. Die nachgerade grenzenlosen neuen Möglichkeiten, an Daten und Informationen zu gelangen bzw. diese mit anderen zu teilen, fand großen Anklang und sorgte für eine Art Goldgräberstimmung bei den Internet-Nutzern. Es gab sogar einige besonders euphorische Zeitgenossen, die der Ansicht waren, dass das Internet DAS geeignete Instrument für eine Demokratisierung der Welt sei, immerhin böte es dem Nutzer einerseits die Möglichkeit, sich umfassend und vermeintlich unabhängig über alle erdenklichen Themen zu informieren, andererseits gäbe das Internet jedem, der das möchte, auch die Gelegenheit zur Meinungsäußerung.

Mit den Jahren (und einer zunehmenden Zahl an Nutzern) wuchs das Internet weiter, und damit auch die Möglichkeiten, sich dort mehr oder weniger sinnvoll die Zeit zu vertreiben. Wer es mit Recht und Gesetz nicht ganz so genau nahm, konnte sich auf „Tauschbörsen“ wie z. B. Napster eine digitale Musiksammlung anlegen, deren Umfang lediglich von der Kapazität der eigenen Speichermedien begrenzt wurde. Auch Software (z. B. Bild- und Videobearbeitung oder auch Office-Anwendungen), für die man normalerweise tief in den Geldbeutel greifen musste, konnte man aus zweifelhaften Quellen gratis beziehen. So ging das munter die ganzen nuller Jahre hindurch. Mit dem Auftauchen sozialer Netzwerke wie Facebook wurde das Internet für noch mehr Leute zum unverzichtbaren Bestandteil des Lebens, technische Aspekte – wie z. B. immer billiger werdende Bandbreite und Speicherplatz – taten ihr übriges, um die Popularität des Internets weiter zu steigern. Spätestens mit der Etablierung von Youtube gab es dann eine stillschweigende gesellschaftliche Übereinkunft, dass es absolut in Ordnung sei, alles, was man ins Internet hochladen und teilen kann, hochzuladen und zu teilen, ganz egal, ob es sich um eigene Urlaubsvideos oder den neuen „Pirates of the Caribbean“-Film handelt.

[Fortsetzung folgt]

Vom Frühstücken

Über das Wort „Frühstück“ wundere ich mich seit eh und je. Was ist denn das bitteschön für eine doofe, uninspirierte Bezeichnung für die überaus erquickliche und bisweilen auch inspirierende Tätigkeit, frühmorgens Nahrung zu sich zu nehmen. Auch in anderen Ländern sind die Bezeichnungen eher unbefriedigend, man denke nur an das englische „breakfast“, was laut Wikipedia „das durch die erste Nahrungsaufnahme am neuen Tag vollzogene ‚Fastenbrechen‘ nach der Nacht“ beschreibt oder das französische „petit-déjeuner“, was ins Deutsche übersetzt „kleines Fastenbrechen“ bzw. einfach „kleines Mittagessen“ bedeutet.

Eine Binsenweisheit besagt, dass das Frühstück die wichtigste Mahlzeit des Tages sei. Ich staunte daher nicht schlecht, als ich unlängst beim Schmökern im Internetz irgendwo las, dass es eine Gruppe sektiererischer Ernährungswissenschaftler gibt, die es sich auf die Fahnen geschrieben hat, dem Frühstück diesen Nimbus zu nehmen. Den Erkenntnissen dieser Food-Rebellen zufolge sei das Frühstück maßlos überschätzt, die bislang beobachteten und der frühen Nahrungsaufnahme zugeschriebenen positiven Effekte auf den Organismus ließen sich nämlich auch durch andere Faktoren erklären. Wie das halt immer so ist mit „diesen Wissenschaftlern“: sie forschen emsig vor sich hin, schauen mit ihren colaflaschenbodendicken Brillengläsern durch hefeweizenglasbodendicke Mikroskop-Okulare, werten von früh bis spät weinflaschenhalsdicke Zahlenkolonnen aus und verlieren so schon mal den Blick fürs Wesentliche. Irgendwann spüren sie dann jedoch den fauligen Atem ihres Geldgebers im Nacken, der „endlich Ergebnisse sehen will“, also wird – bevor die schönen Forschungsgelder zusammengestrichen werden – mal auf die Schnelle eine provokante, durch Langzeitstudien selbstverständlich nicht bestätigte, Theorie formuliert.

Aber halt, ich will hier nicht irgendwelche ollen Wissenschaftler-Klischees bedienen, und als Anwalt fürs Frühstücken will ich gleich zweimal nicht fungieren. Wer weiß, vielleicht haben die Frühstücks-Kritiker ja recht und das Frühstück ist im Prinzip völlig überflüssig? Vielleicht könnten wir dort, wo es uns nach dem Aufstehen zum Zwecke des Zeitvertreibs bzw. Geldverdienens hinverschlägt (z. B. im Büro) mit leeren, nicht durch Verdauungstätigkeiten abgelenkten Mägen mal zur Abwechslung wahre Höchstleistungen vollbringen? Vielleicht sind die Produzenten von Frühstückszubehör und -zerealien ja nur windige Halunken, die uns Ammenmärchen vom gesunden Frühstück erzählen, nur um ihren Aktionären saftige Dividenden zu sichern?

Ich selbst bin bekennender Frühstücker. Ich kann mir nicht vorstellen, nüchtern oder lediglich mit einer Tasse Kaffee intus das Haus zu verlassen. Dass es Artgenossen gibt, die Derartiges vollbringen ohne nach kürzester Zeit völlig unterzuckert ohnmächtig umzufallen, nehme ich stets erstaunt zur Kenntnis. Wahrscheinlich kann sich der Mensch an alles, auch an ein Leben ohne Frühstück gewöhnen. Ich bin es zudem gewohnt, das Frühstück nicht alleine einzunehmen. Frühstücken im Kreise der Familie hat neben der Nahrungsaufnahme ja auch eine soziale Funktion. So wird jedes Frühstück zu einem Briefing für den bevorstehenden Tag, außerdem kann man mit geübtem Blick seine Lieben höflich darauf hinweisen, dass ihre Frisur zerbeult ist oder dass sie das Oberteil verkehrt herum tragen. Jemand, der alleine lebt, verzichtet daher vermutlich eher auf ein Frühstück zu Hause und versorgt sich aus Gründen der Zeiteinsparung z. B. unterwegs auf dem Weg zur Arbeit.

Während also die Frage „Frühstück: ja oder nein?“ anscheinend nicht objektiv beantwortet werden kann, sollte man zumindest bei der Definition, was ein Frühstück eigentlich ist, strenge Maßstäbe anlegen. Hier bietet es sich zunächst an, einen Zeitkorridor vorzugeben, in dem eine Mahlzeit das Prädikat „Frühstück“ verdient. Der Zeitraum zwischen 5 Uhr und 10 Uhr ist m. E. dazu gut geeignet. Alles was vor 5 Uhr morgens im Schlund landet, ist eigentlich noch ein „Nachtmahl“, alles was man sich nach 10 Uhr genehmigt, kann man bestenfalls als sog. „zweites Frühstück“ titulieren. Wenn also z. B. ein Student, nachdem er die ganze Nacht im Club durchgetanzt und gesoffen hat mit dem Verfassen seiner Hausarbeit zugebracht hat, gegen 12 Uhr Mittag aus dem Bett rollt und sich einen Humpen Cornflakes reinpfeift, sollte man diese Tätigkeit, auch wenn es sich um seine erste Mahlzeit des Tages handelt, nicht mehr als Frühstücken bezeichnen. Außerdem bestimmt natürlich auch das, was auf dem Teller liegt, ob es sich um ein Frühstück im eigentlichen Sinn handelt. Die im bereits weiter oben verlinkten Wikipedia-Eintrag aufgeführte Liste typischer Speisen und Getränke eines deutschen Frühstücks (Brötchen, Brot, Croissants, Plunder, Butter, Käse, Wurst, süße Aufstriche, Fisch, Obst, Müsli, Cornflakes, Eier, Joghurt, dazu Kaffee, Tee, Saft, Milch) finde ich schon sehr gelungen. Für mich zeichnet sich ein Frühstück in erster Linie durch eine gewisse „Bröseligkeit“ aus. Zudem sollten alle Speisen schnell und notfalls auch in schlaftrunkenem Zustand zubereitet werden können. Wer früh um 8 Uhr frisch zubereitete Schnitzel verspeist, verdient für diese feine logistische Leistung zweifelsohne stehende Ovationen, als klassischen Frühstücker wird man ihn freilich kaum bezeichnen können.

Und hier endet er auch schon, dieser Beitrag voller Gedanken zum Thema „Frühstück“. Dem Sujet „Frühstücken außer Haus“ bzw. „Frühstücken-Gehen“, also dem meiner bescheidenen Meinung nach besonders bei der Damenwelt beliebten Ritual, bei dem sich mindestens 2 Frühstückswillige in einem Etablissement, welches Frühstück anbietet, zum gemeinsamen Frühstücken einfinden, werde ich mich evtl. in einem gesonderten Beitrag widmen. Guten Appetit!

Je oller, je doller

Mein alter Weggefährte, der notorische Herr D. aus N. bzw. U., hat mir dankenswerterweise die nebenstehende Pressemeldung zukommen lassen. Ob sie authentisch ist oder ob es sich um sog. „Fake-News“ handelt, kann ich leider nicht überprüfen. Da das Polizeiabzeichen jedoch sehr vertrauenserweckend aussieht, wollen wir (als Arbeitshypothese sozusagen) mal davon ausgehen, dass der Artikel echt ist.

Kurzer Einschub: Herr D. warf im Zusammenhang mit dieser Meldung die Frage auf, ob wir in 30 bis 40 Jahren ebenfalls als alkoholisierte, pöbelnde alte Knacker auf Kurpark-Bänken anzutreffen sein werden. Mit „wir“ meint er dabei die aus diesem ollen Beitrag bekannte Gruppe inzwischen mittelalter Männer, der auch meine Wenigkeit angehört, die traditionell einmal pro Jahr einen Tagesausflug in eine im Prinzip zufällig ausgewählte deutsche Stadt unternimmt. Auf diesen Ausflügen wird stets ein großzügig dimensionierter Biervorrat mitgeführt. Und nicht nur das: er, der Biervorrat, wird auch getrunken, meistens bis zum letzten Tropfen. Das erste Bier eines Ausflugstages z. B. wird für gewöhnlich schon zu Zeiten „eingenommen“, bei denen manch tugendhafterer Zeitgenosse kritisch die Stirn runzelt. So kann es natürlich vorkommen, dass das eine oder andere Gruppenmitglied im Laufe des Tages mehr oder weniger deutlich alkoholisiert ist. Ob es allerdings jemals so weit kommen wird, dass wir in betrunkenem Zustand Passanten anpöbeln, wage ich zu bezweifeln, schließlich sind wir „Gentleman-Trinker“, und wer kennt nicht das alte Sprichwort „Einmal Gentleman-Trinker, immer Gentleman-Trinker“.

Nun aber zurück zum Inhalt des Artikels: je öfter ich ihn lese, desto nachdenklicher macht er mich. Nicht in erster Linie, weil da alte Männer rumpöbeln, nein! Nachdenklich stimmt mich die Tatsache, dass die angepöbelten Jugendlichen die Polizei verständigt haben. Wie lahm ist denn das, bitteschön?! Haben die Alten die Jungen mit Flaschen beworfen oder sonst wie körperlich drangsaliert? In der Meldung steht nichts dergleichen, hier ist lediglich von „anpöbeln“ (lt. Internetz: „mit beleidigenden Äußerungen andere Menschen belästigen“) die Rede. Machten die beiden Pöbelnden einen desorientierten, hilflosen Eindruck? Auch in dieser Hinsicht liefert die Meldung keine Anhaltspunkte. Wie kommt man also als junger Mensch auf die Idee, in so einer Situation die Freunde und Helfer in Uniform zu rufen und auf diese Weise von wahrlich wichtigeren Einsätzen (Schulschwänzer einsammeln, Katzen von Bäumen herunterschießen etc.) abzuhalten?

Bitte verstehen Sie mich nicht falsch, liebe Genossinnen und Genossen Leserinnen und Leser. Ich möchte hier keinesfalls das Pöbeln im öffentlichen Raum rechtfertigen. Grundloses Rumpöbeln, egal wer da rumpöbelt, gehört sich nicht. Dass sich allerdings Jugendliche gegen die Pöbeleien von Herren, die sich schon weit im Rentenalter befinden, nur durch die Einschaltung der Exekutive wehren können, entbehrt nicht einer gewissen Komik. Die Youngster hätten doch stattdessen ein bisschen zurückpöbeln und einfach unbeeindruckt weiterlaufen können, hätten die Alten auslachen, ihnen die Bierdosen entwenden und damit abhauen können, die beiden Opis hätten sie sicher nicht eingeholt. Sie hätten den Herrgott einen guten Mann sein lassen und den beiden Säufern beim Saufen Gesellschaft leisten können. Aber nein, sie rufen die Polizei, die die zwei Rabauken aus ihrem sicherlich beschaulichen Refugium vertreibt und ihnen zu allem Überfluss auch noch ihr womöglich mühsam vom Munde abgespartes Bier konfisziert.

Wenn man wollte, könnte man jetzt trefflich darüber lamentieren, was bloß aus unserer Jugend geworden ist. Ich möchte aber nicht zu hart mit ihr ins Gericht gehen, denn die heutige Jugend ist zum Großteil schon OK. Und die Schwachmaten aus Treuchtlingen hatten vielleicht einfach einen schlechten Tag oder waren ihrerseits zu betrunken, um eine altersgerechte Entscheidung, was den Umgang mit den Pöbel-Opas anbelangt, zu treffen. Vielleicht lesen sie ja diese Zeilen, schämen sich ausgiebig für ihren Fehltritt und beherzigen meine mehr oder weniger originellen Ratschläge. Auch allen anderen Lesern dieses Beitrags wünsche ich allzeit die nötige Coolness in problematischen zwischenmenschlichen Situationen.